Montag, 22.04.2019. Col de Braus ich komme. Die Sonne scheint. Das erste Mal, dass ich beim Frühstück keine Primaloftjacke und Haube tragen muss. Scheint ein guter Tag zu werden. Tja, das dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch. Das Schicksal wollte es offenbar anders.
Ich kurble und kurble, und sehe von weitem schon eine kleinere Gruppe vor mir. Schließlich hole ich die Leute ein, es wird mir sogar zugejubelt – „Amstel Gold Race; Allez, Allez, Allez“ – ist das Trikot übertrieben?
Ich überhole noch einen Radfahrer, OK zugegeben der hat dann später sogar geschoben. Der nächste macht sogar ein Foto von mir.
Höchst motiviert überlege ich bereits, mir nächstes Jahr ein Cyclocross mit Scheibenbremsen zum Pässe fahren zu kaufen. Ich komme oben an, sehe das erste Passschild und denke mir – perfekt, da steht gerade keiner – kann ich ein super Foto machen. Rad gegen das Schild gelehnt. Ohoh, plötzlich kommt eine Windböe – ja es war übrigens ziemlich windig, eher stürmisch. Ich kann gar nicht mehr reagieren und das Rad fliegt die Böschung runter.
Die anderen Radfahrer haben wohl sofort erkannt, dass ich gleich nachspringe. Da höre ich noch: „Ahi est un chemin!“ Gesehen und schon bin ich unten. OK hier ist Wiese, das Rad schaut noch ganz aus. Ich hebe es auf und sehe schon, der Brems- und Schalthebel ist nach innen gebogen.
Das darf doch wohl nicht wahr sein. Mein Rad!!! Und es ist sooo oberpeinlich. Ich sammle also meine Trinkflaschen auf und trage es hoch. Oben kommt mir schon ein Mann entgegen. OK, wenigstens ist sonst nichts beschädigt. Die Bremse funktioniert auch noch. Der Mann biegt den Hebel gerade, aber die Schaltung schaltet nur hinten und vorne nicht. Er bietet mir Kaffee an.
Ich komme mit zwei Frauen ins Gespräch, sie meinen ich soll noch fünf Minuten warten, dann kommt der Rest der Gruppe und da kennt sich jemand gut aus. Ich schaue so jämmerlich aus, dass sie mir sogar Essen anbieten. Später stellt sich heraus, dass eine der Frauen aus Wien und mit einer Gruppe französischer Radfahrer und Radfahrerinnen unterwegs ist.
Leider kann mir der zweite Mann auch nicht helfen. Zumindest meint aber jeder, ich kann runter fahren. Ich erfahre auch noch, dass sich das nächste Radgeschäft wohl in La Trinité befindet, falls sich überhaupt wer mit elektronischen Schaltungen auskennt.
Am Campingplatz schaue ich mir Rad und Laufräder nochmals genau an und recherchiere wo der nächste Radmechaniker zu finden ist. Tatsächlich nach La Trinité genau bei dem infernalen Kreisverkehr. Eines steht jedenfalls fest, da fahre ich mit Güntha sicher nicht hin. Und ich bin eigentlich keine Mimose beim Autofahren.
Heute ist jedenfalls Ostermontag, da hat ohnehin nichts offen. Um mich abzulenken kurble ich noch mit meinem Mountainbike nach Peillon hoch und schaue mir den Ort an. Rechtzeitig mit den ersten Regentropfen schaffe ich es auf den Campingplatz zurück.